
Im Wald baden ist gesund, dies belegen japanische Ärzte. In ihrem Buch „Waldbaden Shinrin Yoku“ vermittelt Greta Hessel umfangreiches Hintergrundwissen über den japanischen Gesundheitstrend, der auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet.
Shinrin yoku bedeutet so viel wie „die Waldatmosphäre einatmen“, oder einfacher gesagt „Waldbaden.“ Waldspaziergänge tun gut – vor allem dann, wenn man die Natur mit allen Sinnen wahrnimmt. Forscher aus Japan und Südkorea haben 1980 durch wissenschaftliche Beobachtungen festgestellt, dass, wenn der Mensch eine Zeit im Wald verbringt, sich dieses positiv auf seine Gesundheit auswirkt. Die Stimmung verbessert sich, das Immunsystem wird gestärkt sowie Stresspegel und Blutdruck sinken. Selbst gegen Krebs und ADHS soll das „Waldbaden“ helfen. In Japan werden zurzeit Kliniken in Waldgebieten gebaut und Wälder zu Therapiezentren erklärt.
Waldbesuch als Prävention
Greta Hessel vermittelt Wissenswertes über die Entstehung von Shinrin yoku in Japan und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse dort gewonnen wurden. Der Trend „Waldbaden“ ist inzwischen auch in Deutschland angekommen, es gibt zahlreiche Angebote und seit 2017 im Seebad Heringsdorf auf Usedom den ersten anerkannten Kur- und Heilwald. Vielleicht gibt es bei uns auch bald den Waldbesuch auf Rezept als Präventionsmaßnahme.
Shinrin yoku ist ein Teil der Naturtherapie, die bereits Hippokrates und Herodicus in der altgriechischen Medizin angewendet wurde, stellt Hessel fest. Die Japaner haben das Waldbaden also nicht erfunden, sie haben es nur populär gemacht. In der Neuzeit sorgen in Deutschland Hufeland, Prießnitz, Kneipp und die Naturheilvereine für Anwendungen mit Licht, Luft, Wald, Wasser und Wärme. In Stuttgart-Degerloch gibt es auch heute noch ein nostalgisches Luftbad.
Heilkraft des Waldes
Wie gesund der Wald und die Bäume für den Menschen sind, zeigen auch die Erkenntnisse zweier „Waldforscher“. Der deutsche Förster Peter Wohlleben und österreichische Biologe Clemens Arvay beschäftigen sich intensiv mit der Heilkraft des Waldes.
Der Aufenthalt im Wald und in der Natur hat nicht nur viele positive Auswirkungen auf unseren Körper sondern auch auf unsere Seele und unseren Geist. Frische Waldluft hat eine positive Wirkung auf unsere Psyche und die Natur kann bei Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung eine große Rolle spielen. Naturentfremdung, Umweltgifte und digitale Welt haben unser Nervensystem aus dem Takt gebracht. Hessel schildert Beispiele aus ihrer therapeutischen Praxis.
Kompaktes Hintergrundwissen
Das Buch zeigt auf, dass Waldbaden Shinrin Yoku keine neue Therapieform ist, sondern dass die Wurzeln bis in die griechische Antike zurückreichen und in Deutschland schon lange Bestandteil der Naturmedizin ist. Der Wald und die Bäume können heilsam für Körper, Seele und Geist sein. Achtsamkeitsübungen bei Waldspaziergängen oder Baum-Meditationen finden sich im Buch leider nicht. Waldbaden Shinrin Yoku liefert ein facettenreiches Bild über Naturtherapien, wissenschaftliche Erkenntnisse und gesundheitliche Effekte des Waldes sowie Beispiele aus ihrer therapeutischen Praxis bei der Waldtherapie. Wer sich für reines Hintergrundwissen über Waldbaden interessiert ist mit dem Buch gut beraten.
Kurz&Knapp: Informatives Buch über die Hintergründe von Waldbaden Shinrin Yoku.
Greta Hessel
Waldbaden Shinrin Yoku
Wie der Wald uns gesund erhält
Taschenbuch, 100 S.
Naturheilverein Baden e.V. (Hrsg.)
Books on Demand, 2018
Greta Hessel ist Autorin und Seminarleiterin, Philosophin, Publizistin, Buchautorin, Dozentin und Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Praxis in Freiburg und Baden-Baden.
Ich danke BoD für das Rezensionsexemplar.